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Risikopotenzial von Spielkonsolen

zum Adventskalender © moneymaker11 | stock.adobe.comIhr Sprössling wünscht sich zu Weihnachten eine Playstation, und Sie schwanken, ob Sie diesen Wunsch erfüllen sollen?
Setzen Sie einfach Ihre Kompetenz zur systematischen Literaturauswertung ein. MB Jalink et al. haben es dankenswerter Weise vorgemacht und die Datenlage zum Risikopotenzial von Spielkonsolen zusammengetragen [1].

Methodik

Im Juni 2014 führten sie eine systematische Suche bei PubMed und Embase mit den Suchbegriffen “Nintendo”, “Game & Watch”, “Famicom”, “Game Boy”, „Gameboy“, “Virtual Boy”, “iQue”, “GameCube” und “Wii” durch. Sie identifizierten 1198 Artikel, 543 aus PubMed und 655 über Embase. Anhand der Titel und Zusammenfassungen (engl. Abstract), schlossen sie alle Originalarbeiten ein, die über Nintendo-bezogene Probleme berichteten. Anschließend suchten sie in den Quellenangaben dieser Artikel sowie dreier Übersichtsarbeiten (engl. Review) nach weiteren Arbeiten zu diesem Thema.

Ergebnisse

Die Autoren identifizierten 38 relevante Artikel (30 Fallberichte, sieben Fallserien und eine prospektive Studie). Verletzungen und Probleme reichten von neurologischen und psychologischen Störungen bis hin zu notwendigen chirurgischen Eingriffen. Wegen der systematischen Unterschiede in der Exposition teilten die Autoren drei Gruppen ein:
die vor der Wii-Zeit verwendeten traditionellen Controller mit Knöpfen, der Nintendo 64 Controller mit Joystick und die bewegungssensitive Wii-Fernbedienung. Sie fanden die folgenden unerwünschten Wirkungen:
Knopfgesteuerte Spiele:

  • Nintendinitis
  • Nintendo-Epilepsie
  • Nintendo-bedingte Inkontinenz
  • Nintendo-Nacken
  • Nintendo-Ellenbogen

Nintendinitis, Nintendo-Nacken und -Ellenbogen bergen das Risiko einer Verordnungskaskade, wenn zu ihrer Therapie NSAR eingesetzt werden, anstatt den Verursacher abzusetzen.
Joystick-gesteuerte Spiele:

  • zentral-palmare Ulzeration

bewegungssensitive Wii-Fernbedienung:

  • Wiiitis (Muskelschmerzen im Oberkörper, teils verbunden mit einem Anstieg der Kreatinkinase)
  • Wii-Knie (Sammelbegriff für Sehnenverletzungen und Frakturen des Beins)
  • Andere Wii-Traumata (von harmlosen Brüchen der Mittelhandknochen bis hin zum isachämischen Schlagfall durch Verletzung der A. carotis)

Kritische Bewertung

Da die Erstellung von Übersichtsarbeiten zwangsläufig mit einem Verlust an Details gegenüber den Primär-Veröffentlichungen einhergeht, sind Details zur Art der verwendeten Spiele und Dauer der Exposition nur oberflächlich beschrieben. Leider fehlen auch sowohl eine Erwähnung auf das zu vermutende Publikations-Bias auf diesem Gebiet sowie der Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Hierfür würde sich eine standardisierte Mischung aus Ballspielen, Mensch-ärgere-dich-nicht und Skat anbieten. Auf diesem Gebiet ist dringend weitere Forschung in Form prospektiver randomisierter kontrollierter Studien erforderlich.
Ob die Ergebnisse auch auf Playstation-Spiele übertragbar sind? Das lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Wie gesagt: Setzen Sie einfach Ihre Kompetenz zur systematischen Literaturauswertungen ein.

Quellen

MB Jalink et al.: Nintendo related injuries and other problems: review. BMJ 2014;349:g7267
Bild: © moneymaker11 / Fotolia.com

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