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Keine Brausetabletten bei Hypertonie

Hypertoniker sind angehalten, sich natriumarm zu ernähren. Die Hochdruckliga empfiehlt eine Obergrenze von 6g Kochsalz pro Tag, die WHO sogar nur 4g. (4g Kochsalz entsprechen ca. 2,3g oder 100mmol Na.)

Alka-Seltzer Brausetabletten beispielsweise enthalten 445mg Na pro Tbl. (s. Fachinformation). Wer davon die Höchstdosis von 8 Stück pro Tag einnimmt, hat allein hierdurch 3,6g Na, entsprechend 6,3g Kochsalz, zu sich genommen.

Ende November wurde eine Fall-Kontroll-Studie im British Medical Journal veröffentlicht, die untersucht hat, ob Myokardinfarkt, Schlaganfall, oder Tod durch eine andere Gefäßerkrankung bei Patienten mit Brausetabletten-Verordnungen (BTbl.-Patienten) häufiger vorkamen als bei solchen, die dieselben Wirkstoffe als Tabletten oder Kapseln verordnet bekommen hatten (Kontrollen) [1].

Ergebnis: Die Gruppe der genannten Vorkommnisse trat bei BTbl.-Patienten signifikant häufiger auf (OR 1,16, 95%-Konfidenzintervall 1,12-1,21), ebenso wie nicht-tödlicher Schlaganfall (OR 1,22, 95%-KI 1,16-1,29), Mortalität insgesamt (OR 1,28,  95%-KI 1,23-1,33) und Hypertonie (OR 7,18, 95%-KI  6,74-7,65). Nicht assoziiert war eine Herzinsuffizienz.

Fazit: Die Fachinformationen geben leider nicht durchgängig Informationen zum Natriumgehalt von Arzneimitteln. Daher ist es ratsam, entweder diese Information vom Hersteller einzuholen oder bei Hypertonie-Patienten Brausetabletten nach Möglichkeit zu vermeiden, sowohl im Rx- als auch im OTC-Bereich.

[1] J George et al.: Association between cardiovascular events and sodium-containing effervescent, dispersible, and soluble drugs: nested case-control study. BMJ 2013;347:f6954 doi: 10.1136/bmj.f6954 (Published 26 November 2013)

Ein Gedanke zu „Keine Brausetabletten bei Hypertonie“

  1. Liebe Mittürenöffner,
    das erste Mal über das Natriumproblem in Brausetabletten bin ich bei Dialysepatienten gestolpert … und es betrifft auch Vitamin-BT, Calcium-BT, Magnesium-BT (damit sollen die deutschen Senioren im Übrigen auch überversorgt sein) … oder auch Süßstofftabletten (!), also auch ein Marktsegment, dass es im freiverkäuflichen Umfeld und im Lebensmittelbereich gibt. Das sind manchmal nur Zusätze, damit das Leitungswasser (Jubel, salzfrei) besser schmeckt und man tut sich ja im Grunde noch was Gutes. Die Empfehlung auf Mineralwasser umzusteigen – na ja, auch das ist nicht gerade salzarm (einige hochpreisige Wassersorten, die schmecken derart nach Salz, dass ich das schon ablehne, weil ich das Gefühl habe, die löschen gar nicht den Durst). Mein Tipp, Tee kochen, als Konzentrat und im Kühlschrank und davon immer einen Schuss an Leitungswasser, wenn es so nicht so besonders schmeckt (manchmal ist es schon chlorig).
    Im Grunde ist es eigentlich ein Unding, wenn wir eine Rezeptur in der Apotheke herstellen, müssen wir auch bei den Hilfsstoffen exakt die Mengen angeben – warum müssen das Fertigarzneimittelhersteller nicht? Im Bereich der Lebensmitteldeklaration will ich gar nicht erst anfangen. Ich glaube, die meisten Menschen würden sich wundern, wieviel Salz allein in der Scheibe Brot vom Bäcker so drin ist … (und mit weniger Salz schmackhaft kochen, tja, da bedarf es entweder großer Erfahrung ode vertiefter lebensmittel- und gewürzkundlicher Kenntnisse).
    Herzliche Grüße
    Constanze Schäfer

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