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Weihnachtliche Genüsse? Gewürze aus pharmazeutischer Sicht

© Floydine | stock.adobe.comLebkuchen und Weihnachtsgebäck enthalten allerlei an Gewürzen. Eine Mischung aus Zimt, Nelken, Piment, Koriander, Ingwer, Kardamom und Muskatnuss gibt den nötigen Pfiff.

Doch wie ist der Genuss all dieser Drogen pharmazeutisch zu beurteilen?

Der charakteristische Geruch des Zimts entsteht aus der Mischung von Zimtaldehyd, Eugenol und Zimtsäure. Diese Mischung, die nach neusten Studiendaten nicht nur wegen des Eugenols gegen Bakterien, sondern auch gegen Insekten wirksam sein soll, gilt als sensibilisierend, kann also Allergien hervorrufen. Der Cassiazimt enthält im Gegensatz zum Ceylonzimt zusätzlich einen relativ hohen Anteil an blutverdünnendem Cumarin, weshalb der Genuss von Zimtsternen vor einigen Jahren in der Presse recht kritisch beurteilt wurde.

Auch die Nelke mit ihrem hohen Eugenol-Gehalt ist nicht ohne. Eugenol wird nach der GHS-Gefahrstoffkennzeichnung mit „Gefahr“ und „gesundheitsgefährdend“ gekennzeichnet. Es reizt Haut und Atemwege, kann Allergien und Asthma auslösen und ist auch beim Verschlucken gesundheitsschädlich. Schutzhandschuhe werden beim Umgang empfohlen.

Piment wird ja auch Nelkenpfeffer genannt und der Gehalt an Eugenol ist deshalb nicht überraschend. Zusätzlich ist 1,8-Cineol enthalten. Die Aufnahme von Cineol kann in höheren Dosen zu Durchfall und Übelkeit führen.

Koriander enthält Linalool und Geraniol – zwei die Haut, Augen und Atemwege sensibilisierende Inhaltsstoffe.

Ingwer bringt Schärfe durch Gingerole, die Einfluss auf Entzündungsprozesse haben – sie greifen die Cyclooxygenasen an. Aber wie alle anderen hier beschriebenen Gewürze hat auch Ingwer sensibilisierende Eigenschaften.

Der ebenfalls zu den Ingwergewächsen zählende Kardamom fördert die Verdauung und enthält neben dem bereits erwähnten 1,8-Cineol unter anderem auch Terpineol und Limonen. Limonen gehört ebenfalls in die Liste der Substanzen, die Allergien auslösen können.

Bleibt die Muskatnuss. Neben Eugenol, Limonen, Terpineol und weiteren Terpenen sind einige halluzinogen wirkende Substanzen Bestandteil: Myristicin, Safrol und Elemicin. Bereits sieben bis acht Gramm geriebene Muskatnuss soll nach gut drei Stunden in euphorische Stimmung versetzen. Safrol regelmäßig und in hohen Dosen zugeführt kann zudem die Leber schädigen, Krebs erzeugen und genetische Veränderungen auslösen.

Also gar nicht so ohne, die Weihnachtsbäckerei, eine Gefährdungsbeurteilung während der Zubereitung erscheint fast angebracht (Handschuhe, Atemschutz und Schutzbrille), und auch beim Naschen sollte man – selbst ohne die Effekte von Butter, Zucker und weiteren Zutaten berücksichtigt zu haben – an Paracelsus denken: Die Dosis macht das Gift!

Von Dr. Constanze Schäfer, Düsseldorf – wir danken herzlich für diesen Beitrag. Und lassen uns überhaupt nicht von der Weihnachtsbäckerei abhalten 😉

2 Gedanken zu „Weihnachtliche Genüsse? Gewürze aus pharmazeutischer Sicht“

  1. Und wenn man dann noch Hirschhornsalz und das wichtige Rosenwasser benötigt, wird die heimische Küche zum Hochsicherheitstrakt mit Abzug und Eisentür. Sonst nimmt die BG den Raum nicht mehr ab……

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