Zum Inhalt springen

Welcher Tyrosinkinasehemmer soll es sein?

Vier BCR/ABL1-Tyrosinkinase-Inhibitoren sind aktuell in Deutschland zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie zugelassen: Imatinib, Dasatinib, Nilotinib und Bosutinib (neu: EMA-Zulassung am 27.3.2013).

Sie unterscheiden sich in ihrer Affinität zu BCR/ABL und in ihrer Bindung an andere Tyrosinkinasen. Diese Unterschiede beeinflussen das Nebenwirkungsprofil der Inhibitoren, wie aktuell in einer Übersichtarbeit von E. Irvine und C. Williams dargestellt:

Gemeinsame unerwünschte Wirkungen

Einige unerwünschte Wirkungen werden von allen vier TKI ausgelöst:

  • Fatigue: am stärksten ausgeprägt bei Imatinib
  • Hautreaktionen: am stärksten unter Nilo- und Bosutinib zu beobachten, am wenigsten unter Dasatinib, Imatinib liegt dazwischen.
  • kardiale UAW: selten, trotzdem sollte die Herzfunktion vor Beginn einer Therapie mit einem der TKI untersucht werden
  • Entgleisung des Glucosespiegels: selten; beobachtet bei allen außer Bosutinib (unter Nilotinib eher Hyper-, unter Ima- und Dasatinib eher Hypoglykämien)
  • Gastrointestinale Beschwerden: Am stärksten unter Bosutinib

Differentielle unerwünschte Wirkungen:

© pixelot | stock.adobe.com
  • Imatinib: Flüssigkeitsretention
    → Überwachung kardiovaskulärer Vorerkrankungen
  • Dasatinib: Pleuraerguss z.T. mit nachfolgender pulmonaler Hypertonie
    → bei Patienten mit Herzinsuffizienz, pulmonaler Hypertonie, Pneumonie und Lungenembolie vermeiden
  • Nilotinib: Erhöhung der Leberparameter ALT, AST und Bilirubin sowie der Lipase, periphere arterielle Verschlusskrankheit (bei Patienten mit kardivaskulären Vorerkrankungen), Verlängerung der QT-Zeit
    → falls nötig Hypokaliämie und Hypomagnesiämie korrigieren, bei Patienten mit langem QT-Intervall oder anderen QT-verlängernden Arzneimitteln möglichst vermeiden
  • Bosutinib: Erhöhung der Leberparameter ALT, AST und Bilirubin sowie der Lipase
    → bei Patienten mit gastrointestinalen und hepatischen Vorerkrankungen vermeiden.

Quelle:

Irvine E & Williams C: Treatment-, Patient-, and Disease-Related Factors and the Emergence of Adverse Events with Tyrosine Kinase Inhibitors for the Treatment of Chronic Myeloid Leukemia. Pharmacotherapy, published online: 3 APR 2013 PubMed

Bildnachweis: www.fotolia.com © pixelot

Dorothee Dartsch, CaP Campus Pharmazie GmbH

3 Gedanken zu „Welcher Tyrosinkinasehemmer soll es sein?“

  1. Pingback: Newsletter Nr. 04/2013 | Campus Pharmazie

  2. Hallo!
    Welches Medikament kann man verabreichen, wenn die bcrabl 0.057 -> 0.124 ->0.21 ->0.5 beunruhigend steigen und die momentan verabreichte Tagesdosis von Tasigma 200 mg/Tag nicht mehr anschlägt? Oder sollte man die Tagesdosis von Tasigma unter kardiologischer Beobachtung erhöhen, da Tasigma zu Verkalkung der Blutgefäße neigt. Meiner Frau wurde Bosutinib Tagesdosis 200mg verschrieben, aber keine vorherige Herz,- und Kreislaufuntersuchung angeordnet, welche vorher erfolgen soll.
    Weiterhin sind die Nebenwirkungen wahrscheinlich für Sie zu gefährlich.
    Ich würde mich um eine schnelle Antwort von Ihnen sehr freuen , weil es ein wichtiges Thema für die gesundheitliche Zukunft meiner Frau ist.

    MfG
    Sven Schramm

    1. Sehr geehrte Besucher unserer Website,
      wir bitten um Verständnis, dass wir keine individuellen Therapieempfehlungen für Patienten geben können. Das können nur diejenigen tun, die im direkten Kontakt mit dem Patienten stehen und alle Daten zur Verfügung haben. Wir schulen Apotheker*innen und Ärzt*innen – genau mit diesem Ziel. Bitte suchen Sie sich also Heilberufler, zu denen Sie Vertruen haben, und besprechen Sie Ihre Anliegen dort.
      Vielen Dank.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert