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Wichtiges vom NZW I: Orale Zytostatika

Die orale Zytostatikatherapie ist für den Patienten komfortabler als die parenterale. Dies ist umso wichtiger, je erfolgreicher die palliative Krebstherapie wird.

Welche Aspekte sind in der Versorgung zu beachten, damit die orale Chemotherapie sicher abläuft?

  • Adhärenz/Compliance:  Ist hier besonders kritisch, weil a) der Therapieerfolg entscheidend von der Kontinuität der Therapie abhängt, b) auch orale Zytostatika unerwünschte Wirkungen auslösen (s.u.), c) viele orale Zytostatika aktuell sehr teuer sind. Lt. Einer aktuellen Publikation sind drei Dimensionen der Adhärenz für den onkologischen Therapieerfolg entscheidend:  der prozentuale Anteil der korrekten Einnahmen, die Dauer der Therapie und das korrekte Timing der Einnahme [„Assessment and measurement of adherence to oral antineoplastic agents“ Spoelstra&Given, Semin Oncol Nurs. 2011 May;27(2):116-32].
  • Einnahmehinweise: In den meisten Fachinformationen ist die Empfehlung „Einnahme nüchtern“ zu lesen. Diese Empfehlung  beruht entweder auf bekannten Nahrungsmittelinteraktionen (z.B. bei Nilotinib) oder auf fehlenden Studiendaten zur gleichzeitigen Einnahme mit Nahrung. Da die Verträglichkeit oraler Zytostatika oft besser ist, wenn sie nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden, sollte im Einzelfall geprüft werden, ob die nüchterne Einnahme faktisch begründet ist oder nicht.
  • Interaktionen:  Die Tyrosinkinaseinhibitoren („Nibs“) werden überwiegend über CYP-Enzyme abgebaut und können diese inhibieren. Daraus resultieren zahlreiche relevante Interaktionen mit anderen CYP-Substraten, -Inhibitoren und –Induktoren.  Auch im pharmakodynamischen Bereich kann es zu Interaktionen, z.B. synergistischer QT-Zeit-Verlängerung kommen.
  • UAW: Bei oralen Zytostatika, die zur Gruppe der Tyrosinkinaseinhibitoren gehören, stehen UAW an Haut und Schleimhäuten im Vordergrund. Allgemein gilt: Werden Patienten zu den UAW nicht im Vorfeld kompetent beraten, kann die Adhärenz stark beeinträchtigt sein.
  • Gefährdung anderer: Es versteht sich eigentlich von selbst, dass Packungen mit Zytostatika so aufbewahrt werden müssen, dass keine Verwechslungen geschehen und dass sie nicht in die Hände von Kindern gelangen können.
  • Umweltbelastung: Zytostatika können auch in der Umwelt „UAW“ hervorrufen, z.B. die Bakterien in Klärwerken dezimieren. Sie gelangen einerseits durch die Ausscheidung unveränderter Wirkstoffe dorthin, was sich momentan kaum verhindern lässt, aber auch (bei fehlender Adhärenz oder Verordnung zu großer Packungen) über den Müll. Kein Arzneimittel gehört ins Abwasser!  Der bessere Weg ist die Verbrennung mit dem Hausmüll. Auch bei der Entsorgung muss eine Gefährdung anderer ausgeschlossen sein.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass orale Zytostatika per se Arzneimittel mit einem hohen Erklärungs- und Beratungsbedarf sind. Neben der des behandelnden Arztes ist hier die Kompetenz des Apothekers gefragt. Eine Hilfestellung in der Beratung von Patienten in oralen Zytostatikatherapien gibt die DGOP-Kampagne „Orale Zytostatikatherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung“, die sicherlich den meisten von Ihnen bekannt ist. Sie können sich in dieser Kampagne aktiv als Referent(in)  beteiligen oder auch Ihre Kompetenz als Kursteilnehmer(in) ausbauen. (Um Missverständnissen vorzubeugen:  Weder sind wir an den Oralia-Kursen der DGOP noch ist die DGOP an unseren Seminaren beteiligt.)

Mit kollegialem Gruß,

Dorothee Dartsch

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