Ein systematischer Review[ 1] von 63 Studien mit insgesamt 36.917 Teilnehmern ergab, dass unter 11 verschiedenen antihypertensiven Strategien (inkl. Placebo) bei Gabe von ACE-Hemmern (ACEI) eine Verdopplung des Serumkreatinins signifikant seltener war als unter Placebo oder Betablockern. Hinsichtlich AT-Rezeptorblockern (ARB) gab es keinen Unterschied.
Die Kombination aus ACEI und Diuretika war hinsichtlich der Verdopplung des Serumkreatinins die Strategie mit dem durchschnittlich schlechtesten Outcome.
Hinsichtlich der Verhütung von terminalem Nierenversagen gab es keine signifikanten Unterschiede, sondern nur die Tendenz, dass ACEI und ARB mit einem besseren und ACEI + Diuretika mit einem schlechteren durchschnittlichen Outcome verbunden waren als andere Optionen.
Da die Patienten in der ACEI + Diuretika-Gruppe allerdings vermutlich diejenigen mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion waren, wäre es voreilig, die Diuretika für den Anstieg des Serumskreatinins oder die größere Häufigkeit des terminalen Nierenversagens verantwortlich zu machen.
Hinsichtlich der Mortalität hatten ACEI + Calciumkanal-Blocker das beste durchschnittliche Outcome, gefolgt von ACEI + Diuretika, ACEI mono, Calciumkanal-Blocker mono und ARB. Alle diese Strategien waren nicht signifikant unterschiedlich. Unter Diuretika und Betablockern jeweils mono war die Mortalität tendenziell erhöht, stärker noch bei Kombinationen von ARB mit Calciumkanal-Blockern, Diuretika oder ACEI.
Auch hier gilt: Die Studiengruppen könnten unterschiedlich gewesen sein. Betablocker beispielsweise werden wegen des Risikos maskierter Hypoglykämien und Beeinträchtigung der glykämischen Stoffwechselkontrolle bei Diabetikern verhalten eingesetzt. Die Patienten unter Betablockertherapie könnten also diejenigen mit schlechter kontrollierbarem Blutdruck und höherem Risiko gewesen sein.
Die Studie ist spannend, weil sie eine so große Zahl von Patienten umfasst und eine spezielle Methodik verwendet, die einen Vergleich von Strategien ermöglicht, die in Studien nicht direkt nebeneinander untersucht wurden.
Ihre Schwäche ist allerdings, dass die erzielte Blutdrucksenkung in den unterschiedlichen Gruppen nicht mit untersucht wurde, obwohl sie ein relevanter Faktor für Nephropathie und Mortalität ist. Ebenso wenig wurden andere Risikofaktoren berücksichtigt, wie Schwere der kardiologischen Erkrankung, Alter oder Bias der eingeschlossenen Studien. Angesichts der Komplexität wäre das kaum möglich gewesen. Jedoch lässt sich nun, wie oben erwähnt, nicht ausschließen, dass die Vergleichsgruppen unterschiedlich gewesen sein könnten, z.B. Patienten mit Niereninsuffizienz in den Diuretika- oder Patienten mit schlechter kontrollierbarem Blutdruck in der Betablockergruppe.
Als gesichert und durch diese Studie bestätigt kann wohl als gesichert gelten, dass hypertone Diabetiker vorzugsweise mit ACE-Hemmern behandelt werden sollten.
[1] Wu HY et al.: Comparative effectiveness of renin-angiotensin system blockers and other antihypertensive drugs in patients with diabetes: systematic review and bayesian network meta-analysis. BMJ 2013;347:f6008 doi: 10.1136/bmj.f6008 (veröffentlicht am 24. Oktober 2013)