Zwischen Verzicht auf Therapie und Verzicht aufs Stillen
Viele Arzneimittel werden in der Stillzeit aus Angst vor Nebenwirkungen beim Kind abgesetzt, oder es wird auf Flaschennahrung umgestellt.
Dies ist viel seltener nötig, als viele meinen, sagt die American Academy of Pediatrics, AAP.[1]
Bei der Beurteilung müssen der Wirkstoff und sein UAW-Spektrum, der Übergang in die Muttermilch und die Bioverfügbarkeit im Säugling, das Alter und ggf. besondere Situationen des Kindes (z.B. Neugeborenen-Ikterus) berücksichtigt werden. Unerwünschte Wirkungen beim Kind gibt es häufiger, wenn das Kind unter 2 Monate alt ist, aber nur selten bei Säuglingen über 6 Monate.
Der Griff zu pflanzlichen Produkten ist keine sichere Lösung, denn einerseits fehlen häufig Daten zu Wirkungen und Nebenwirkungen und zur Pharmakokinetik, andererseits gibt es für manche Phytopharmaka durchaus Hinweise auf unerwünschte Wirkungen beim Kind, z.B. Johanniskraut (denkbar, aber nicht empfehlenswert bei Wochenbettdepression) oder Bockshornklee (eingesetzt zur Unterstützung der Milchbildung).
Die AAP empfiehlt die Datenbank LactMed für die Suche nach Daten, die zur Therapieentscheidung herangezogen werden können.
[1] Sachs et al.: The Transfer of Drugs and Therapeutics Into Human Breast Milk: An Update on Selected Topics. Pediatrics 132(3) 2013:e796-e809