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© Mehmet Turgut Kirkgoz | unsplash

Die sechs in Deutschland gebräuchlichen Bisphosphonate werden zur Prävention und Therapie der Osteoporose, zur Vermeidung von Knochenkomplikationen bei bestimmten Krebserkrankungen und zur Therapie der tumorinduzierten Hyperkalzämie eingesetzt. Aber sie sind nicht alle gleich. Wo sind die Unterschiede in den Indikationen, Dosierungen, Applikationswegen, Bedeutung der Nierenfunktion und Wechselwirkungen?

Die folgende Tabelle zeigt die Bisphosphonate im Vergleich auf der Grundlage der aktuellen Fachinformationen.

Teil 1:

© CaP Campus Pharmazie GmbH

Teil 2:

© CaP Campus Pharmazie GmbH

Was ist noch zu bedenken?

Vor Therapiebeginn sollte die Zahngesundheit überprüft werden: schlechte Mundhygiene, Parodontitis, und schlecht angepasster Zahnersatz sollten vermieden bzw. behandelt werden, anstehende invasive zahnärztliche Eingriffe vor der Therapie abgeschlossen sein, um das Risiko einer Kiefernekrose zu minimieren.

Die Kombination von zwei oder mehr Bisphosphonaten ist kontraindiziert.

Bei p.o.-Anwendung: Tabletten früh morgens im Ganzen mit einem großen Glas Leitungswasser schlucken. Danach für die angegebene Zeit (30-60 Min.) in aufrechter Position bleiben, um eine Ösophagitis zu vermeiden. Die Einhaltung des Abstands zum Frühstück ist wichtig, um eine ausreichende Bioverfügbarkeit zu erzielen.

Die Komplexbildung mit mehrwertigen Kationen ist nicht nur bei p.o.-Anwendung relevant: Bei der i.v.-Gabe muss eine Mischung mit Parenteralia vermieden werden, die mehrwertige Kationen enthalten, damit es nicht zu Inkompatibilitäten kommt.

Bisphosphonate senken den Kalziumspiegel. In der Regel sind daher Substitution von Kalzium und Vitamin D sowie Monitoring nötig. Symptome sind Parästhesien an Händen, Füßen und im Bereich des Mundes, übersteigerte muskuläre Erregbarkeit, im Extremfall als Krampf mit Spasmen der Hände und Füße (Pfötchen-, Spitzfußstellung) auftretend (Tetanie), Verlängerung der QT-Zeit ist möglich.

Bisphosphonate werden zum größten Teil renal eliminiert und haben ein nephrotoxisches Potenzial (v.a. Zoledronsäure). Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist in einigen Fällen eine Dosisreduktion nötig, unterhalb einer Kreatinin-Clearance von 30 oder 35 ml/min sollen Bisphosphonate nicht mehr angewendet werden (Ausnahme Clodronsäure: 10ml/min). Falls bei der Medikationsanalyse in der Apotheke Bisphosphonat-Verordnungen für Patienten mit geringerer Kreatinin-Clearance auffallen: Der Kontraindikation liegt im Fall von Alendron-, Ibandronsäure, ein Datenmangel zugrunde. Sie sollte allenfalls in Einzelfällen nach einer individuellen Nutzen-Risiko-Analyse auf der Basis von Knochendichtemessungen und möglichst einer Knochenbiopsie [1,2] übergangen werden. Zoledron- und Pamidronsäure sind dagegen wegen des erhöhten Risikos eines Nierenversagens kontraindiziert. Diese Kontraindikation kann im Fall der Pamidronsäure bei lebensbedrohlicher tumorinduzierter Hyperkalzämie übergangen werden.

In der Osteoporose-Prävention und -Therapie werden Bisphosphonate in der Regel über einen Zeitraum von 3-5 Jahren angewandt. Danach sollte anhand der Frakturrisikos über eine weitere Anwendung entschieden werden. [3]

Quellen

[1] Asadipooya et al.: Bone Quality in Chronic Kidney Disease Patients: Current Concepts and Future Directions – Part II. Kidney Dis 2021; 7:359–371

[2] KDIGO 2017 Clinical Practice Guideline Update for the Diagnosis, Evaluation, Prevention, and Treatment of Chronic Kidney Disease–Mineral and Bone Disorder (CKD-MBD). Kidney International Supplements 2017; 7:1–59

[3] DVO-Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern“ 2017

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Bildnachweis: © Mehmet Turgut Kirkgoz | unsplash

Ein Gedanke zu „Bisphosphonate im Vergleich“

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