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Deprescribing

Deprescribing

© Leigh Prather | stock.adobe.com
Zwischen höherem Lebensalter, der Zahl an Erkrankungen und der Zahl der verwendeten Arzneimittel existiert eine positive Korrelation, die versehentlich manchmal auch dadurch vorangetrieben wird, dass die ersten fünf Arzneimittel in ihrer Kombination zu unerwünschten Wirkungen führen, die nicht als solche erkannt, sondern für ein eigenständiges, neues medizinisches Problem gehalten und mit Arzneimittel #6 therapiert werden. Daraus entstehen neue Probleme, so dass sukzessive die Arzneimittel #7 bis #10 angesetzt werden.
Man nennt das eine Verordnungskaskade.
Sie zählt ebenso zur Überversorgung wie Arzneimittel, die wegen akuter Beschwerden an-, dann aber nie wieder abgesetzt werden.
Beiden Formen der Überversorgung soll mit dem so genannten Deprescribing begegnet werden. Dieser Begriff bezeichnet das Absetzen oder Ausschleichen von Arzneimitteln mit dem Ziel, eine Polymedikation zu reduzieren und das Therapieergebnis zu verbessern.
Risiken, die mit dem Deprescribing verbunden sein können, sind die Verschlechterung einer bis dato behandelten Erkrankung, z.B. einem (erneuten) Anstieg des Blutdrucks, und das Auftreten von Rebound- oder Entzugseffekten, z.B. beim plötzlichen Absetzen von Antidepressiva oder Benzodiazepinen. Eine engmaschige Beobachtung der Veränderungen infolge eines Deprescribing ist darum notwendig.
Es gibt einige allgemeine Algorithmen, wie das Deprescribing erfolgen soll, z.B. bei Garfinkel [1] beschrieben. Das gerade beendete Altersgruppen-Seminar hat zudem einen sehr hilfreichen Stoffgruppen-spezifischen Algorithmus für PPI gefunden.
Diese Hilfen bieten Orientierung bei der Beurteilung, wann welche Wirkstoffe noch notwendig sind, und wann sie versuchshalber gestoppt werden sollten. Umgekehrt helfen sie natürlich auch bei der Entscheidung, welche Arzneimittel weiterhin gegeben werden sollten.

Quelle:

D Garfinkel & D Mangin: Feasibility Study of a Systematic Approach for Discontinuation of Multiple Medications in Older Adults. Arch Intern Med 2010;170(18): 1648-1654

Bild: © SSilver / Fotolia.com

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