Wieviel Protein für Diabetiker?
© bluedesign | stock.adobe.comIm Oktober veröffentlichte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine S3-Leitlinie mit Empfehlungen zum Proteingehalt der Nahrung für Diabetiker mit und ohne Nephropathie.
Eine Erhöhung des Protein- auf Kosten des Kohlenhydratanteils führt zu guter Sättigung und lässt den postprandialen Blutzucker weniger ansteigen, so dass weniger Insulin für die Senkung benötigt wird. Anders als der Ersatz von Kohlenhydraten durch Fette führt eine proteinreiche Diät nicht zur Adipositas. Andererseits könnte der hohe Proteinanteil eine Nephropathie begünstigen. Unklar ist darüber hinaus, ob verzweigtkettige Aminosäuren proliferative Prozesse fördern, die in Tierstudien die Lebensdauer verkürzen.
Vor diesem Hintergrund unternahmen die an der Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften eine systematische Literaturstudie, um
- die Ernährungstherapie von Menschen mit Diabetes mellitus zu verbessern,
- abzuschätzen, ob proteinreiche Diäten eine bessere Stoffwechselkontrolle ermöglichen,
- die Reduktion postprandialer Blutzuckeranstiege durch proteinreiche Ernährung realistisch einzuordnen und
- den wissenschaftlichen Kenntnisstand für die praktische Anwendung in der Ernährungstherapie zu vermitteln.
Die wichtigsten Aussagen und Empfehlungen lauten:
Die dauerhafte Zufuhr von 15–21% Protein führt bei Diabetes mellitus und einer GFR über 60 ml/min zu keiner Veränderung der Stoffwechselkontrolle – also auch nicht zu einer Verschlechterung. Dieser Proteinanteil entspricht einer Obergrenze von 1,2 g/kg KG für Frauen und 1,3 g/kg KG für Männer und entstammt den in einer Langzeitstudie über zwei Jahre tatsächlich erreichten Proteinmengen. Der Proteinanteil zeigte in zwei Beobachtungsstudien keine Auswirkung auf die Mortalität.
Kurz- bis mittelfristig können sowohl der HbA1c-Wert als auch das Körpergewicht durch eine Erhöhung des Proteinanteils auf 25-32% in Kombination mit Energierestriktion leicht gesenkt werden. Ob der Effekt längerfristig bestehen bleibt, kann im Moment mangels Daten nicht beurteilt werden – vor allem weil die Compliance gegenüber einer proteinreichen Diät über längere Dauer sinkt.
Einigkeit herrscht bezüglich der Empfehlung, dass die Proteinaufnahme bei diabetischer Nephropathie (GFR zwischen 30 und 60ml/min) bei circa 0,8 g/kg KG pro Tag liegen, also nicht erhöht werden sollte, weil a) eine proteinreiche Diät keine Vorteile zeigt und b) eine proteinreduzierte Diät das Risiko der Progression der Niereninsuffizienz bzw. der Erhöhung der Albuminurie zu senken scheint.
Dies entspricht der Empfehlung der NVL Nierenerkrankungen bei Diabetes im Erwachsenenalter, die ebenfalls im Herbst 2015 aktualisiert wurde.
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Leider leide ich auch unter Diabetes und bin manchmal verzweifelt. Vielen dank für die tollen Informationen.
Gruß Anna
Gern geschehen, Anna. Wir schulen Apothekerinnen und Apotheker, damit sie Ihnen zur Seite stehen und Sie kompetent beraten können. Wenden Sie sich mit Fragen also gern an Ihre Apotheke vor Ort und holen Sie sich dort Rat.
Herzlichen Gruß,
Dorothee Dartsch