Zuwenig Betablocker bei COPD
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COPD-Patienten haben infolge des veränderten Strömungswiderstandes des Blutes im Lungenkreislauf und aufgrund des gemeinsamen Risikofaktors Tabakrauch nicht selten auch eine Herzinsuffizienz. Betablocker sind dafür ein etabliertes Therapieprinzip. Wegen der bronchienverengenden Wirkung von Inhibitoren des Beta2-Rezeptors waren sie lange kontraindiziert bei COPD und Asthma (bei Asthma sind sie es auch nach wie vor).
Selektive Beta1-Blocker erzeugen jedoch, außer bei sehr hoher Dosis, keine Bronchokonstriktion. Studien haben belegt, dass das auch klinisch so ist und dass ihr Nutzen bei Patienten mit COPD und Herzinsuffizienz die Risiken überwiegt. Entsprechend werden Beta1-Blocker inzwischen von den Herzinsuffizienz-Leitlinien empfohlen, sofern die kardiale Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) unter 40% liegt, explizit auch dann, wenn der Patient eine COPD hat [1].
Dennoch werden Beta1-Blocker bei Patienten mit Herzinsuffizienz und COPD seltener verordnet als bei Patienten, die nur eine Herzinsuffizienz haben, zeigt aktuell eine schottische Studie [2]. Von den Patienten mit Herzinsuffizienz bekamen 41% einen Betablocker verordnet, bei den Patienten mit beiden Erkrankungen waren es nur 22%. Auch wenn es nicht ganz einfach ist, bei einem COPD-Patienten eine Therapie mit Betablocker zu beginnen (langsame Auftitration der Dosis, Beobachtung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, Spirometrie), sollten die Wirkstoffe den Patienten nicht vorenthalten werden, so die Autoren.
Über die duale Bronchodilatation bei COPD hatten wir Sie bereits im November informiert, s. dort.
Quellen
[1] 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure.
[2] B Lipworth et al., Underuse of β-blockers in heart failure and chronic obstructive pulmonary disease. Heart 2016; 102:1909–1914
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