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Betablocker bei Asthma – geht das?

© ap_i | stock.adobe.comBetablocker werden bei einer Reihe von Herz- und Gefäßerkrankungen empfohlen, sind aber bei Asthma bzw. bronchialer Hyperreagibilität kontraindiziert. Ist das Risiko, dass der Betablocker das Asthma verschlechtert aber tatsächlich so groß, dass man den Asthmatikern den Nutzen der Betablocker per se vorenthalten muss?

Wann sollten Betablocker nach aktuellem Stand der Leitlinien eingesetzt werden?

  • Bei linksventrikulärer systolischer Dysfunktion nach Myokardinfarkt, um die Entwicklung einer Herzinsuffizienz zu vermeiden [1].
  • Bei bestehender Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung senken Betablocker das Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern um 33%. Auch das Risiko der Hospitalisierung und Mortalität wird vermindert, Ebenfalls empfohlen sind sie, wenn eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung in Kombination mit VHF, Angina pectoris oder Hypertonie besteht [1].
  • Betablocker senken nach Herz-OPs das Risikofür Vorhofflimmern [2].
  • Bei bereits bestehendem Vorhofflimmern sind Betablocker die erste Wahl zur Frequenzkontrolle [2].
  • Nach Myokardinfarkt und akutem Koronarsyndrom senken Betablocker das relative Risiko des plötzlichen Herztods um 13% [3,4].
  • Weitere leitliniengerechte Einsatzbereiche sind Obstruktion des linksventrikulären (aortalen) Ausflusstrakts [5], nach CABG zur Reduktion des Risikos für Vorhofflimmern [6], bei abdominellem Aortenaneurysma in Verbindung mit Hypertonie [7] sowie bei stabiler koronarer Herzkrankheit [8].

Was gibt es Neues zum Risiko bei Asthmatikern?

Eine aktuelle Fall-Kontroll-Auswertung von britischen Registerdaten [9] von gut 35.500 Patienten mit Asthma und kardiovaskulärer Erkrankung zeigt:
Bei Verwendung von beta-1-selektiven Blockern bestand selbst im oberen Dosisbereich* kein erhöhtes Risiko für Asthmaanfälle. Die Verwendung von nicht-selektiven Betablockern erhöhte dagegen dosisabhängig das Risiko für moderate Asthmaanfälle um den Faktor 2,7 und für schwere Asthmaanfälle um den Faktor 12,1, wenn die Betablocker im oberen Dosisbereich eingesetzt wurden. Das entsprach 63,2 bzw. 27 zusätzliche Asthmaanfällen pro 1000 Personenjahre.
Die Patienten teilten sich auf in 608 Patienten mit schwerer Asthma-Exazerbation und 6048 zugeordneten Kontrollen ohne Exazerbation sowie 4234 Patienten mit moderater Asthma-Exazerbation und 41.881 zugeordneten Kontrollen ohne Exazerbation. Insgesamt 5017 Patienten (14,1%) erhielten kardioselektive Betablocker, 407 Patienten (1,2%) nichtselektive Betablocker (meistens Sotalol oder Carvedilol) und die große Mehrheit (84,7%) keine Betablocker.

Fazit

Kardioselektive Betablocker sollten Asthmatikern nicht vorenthalten werden, sofern a) eine Indikation für Betablocker vorliegt und b) der Patient nicht zuvor bereits eine Unverträglichkeit gegen Betablocker gezeigt hat.

Quellen

[1] 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure
[2] 2016 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation
[3] 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
[4] 2015 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation
[5] 2014 ESC Guidelines on diagnosis and management of hypertrophic cardiomyopathy
[6] 2014 ESC/EACTS Guidelines on myocardial Revascularization
[7] 2014 ESC Guidelines on the diagnosis and treatment of aortic diseases
[8] 2013 ESC guidelines on the management of stable coronary artery disease
[9] DR Morales et al.: Respiratory effect of beta-blockers in people with asthma and cardiovascular disease: population-based nested case control study. BMC Med. 2017; 15(1):18. doi: 10.1186/s12916-017-0781-0

* Der obere Dosisbereich war wie folgt festgelegt:

  • Kardioselektive Betablocker: Acebutolol ab 200 mg/d, Atenolol ab 50 mg/d, Bisoprolol ab 5 mg/d, Celiprolol ab 200 mg/d, Metoprolol ab 100 mg/d.
  • Nicht kardioselektive Betablocker: Carvedilol ab 25 mg/d, Nadolol ab 80 mg/d, Oxprenolol ab 80 mg/d, Pindolol ab 10 mg/d, Sotalol ab 160 mg/d, Timolol ab 10 mg/d

Bildnachweis: © ap_i / Fotolia.com

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