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Warum ohne uns?

© Peggy_Marco | pixabay

Die Knappschaft Bahn-See hat erkannt, dass unerwünschte Arz­neimittelwirkungen den Kran­kenkassen Kosten bescheren, und dass manche davon ver­meidbar wären. So z.B. uner­wünschte Wirkungen durch In­teraktionen zwischen rezept­pflichtigen und im Rahmen der Selbstmedikation erhältlichen Arznei- und Nahrungsergän­zungsmitteln. Sie investiert nun in Maßnahmen, um diese uner­wünschten Wirkungen zu ver­meiden und dadurch unter dem Strich Kosten einzusparen. Das ist zu begrüßen, denn es trägt zur Erhöhung der Arzneimittel­therapiesicherheit (AMTS) bei.

Am 14. Juni stellte die Referen­tin und AMTS-Projektleiterin der Knappschaft, Frau C. Vös­sing, auf dem 4. Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie in Berlin vor, wie die Knappschaft dieses Ziel erreichen möchte: Geplant ist ein Projekt, in dem die Versicherten individualisierte Briefe erhalten sollen, die den Patienten erklären, welche wei­teren nicht rezeptpflichtigen Arzneimittel aufgrund ihrer re­zeptpflichtigen Medikation für sie grundsätzlich Probleme be­reiten können und daher vermie­den werden sollten.

Riskante Fernberatung

Sorgen macht mir einerseits, dass das die AMTS im Einzel­fall durchaus verschlechtern kann: man stelle sich z.B. vor, ein Patient nimmt seit langer Zeit sowohl Ciclosporin und Jo­hanniskraut ein, ist gut einge­stellt und setzt das Johannis­kraut nun plötzlich aufgrund des Warnbriefes ab – ohne Rück­sprache mit einem Heilberufler, ohne Monitoring, ohne Neuein­stellung der Dosis.

Ich frage mich aber vor allen Dingen: Was verleitet eine Krankenkasse, den erkannten Beratungsbedarf auf dem Postweg zu decken? Sie könnte statt­dessen ja auch Apotheker für diese Leistung entlohnen, die durch ihren direkten Patienten­kontakt offene Fragen und Miss­verständnisse ausräumen und sicherstellen können, dass die Information überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Auch ist die Beratungsleistung der Apotheker sofort bei jeder Ver­ordnung und bei jedem Wunsch nach freiverkäuflichen Arznei­mitteln verfügbar – nicht erst verzögert nach Auswertung der Verordnungsdaten, wenn man­che Arzneimittel eventuell schon gar nicht mehr verordnet wer­den.

Warum ohne die Vor-Ort-Apotheke?

Warum also ohne uns? Wie muss die Wahrnehmung der Krankenkasse(n) hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Apo­thekerschaft beschaffen sein, um so einen Weg zu gehen? Und das auf einem Feld, das Apothe­ker immer für sich beanspru­chen: Interaktionen zwischen re­zeptpflichtigen und freiverkäuf­lichen Arzneimitteln?! Sind es Zweifel an unserem Beratungs­willen? An unserer Leistungs­fähigkeit hinsichtlich Kompe­tenz und/oder Personaldecke? Zweifel daran, dass wir eine sol­che Leistung, deren Erfüllung man schwer kontrollieren kann, ehrlich erfüllen würden?

Was tun wir, um solche Zweifel zu nähren oder auszuräumen? Tun wir genug dafür, dass Dritte uns und unsere Leistung als wichti­ges Element der AMTS wahr­nehmen? Sind es zu wenige, die genug tun, zu viele, die zu pas­siv sind? Diese Fragen müssen wir Apo­theker uns in allen Berufsfeldern sehr kritisch stellen und ehrlich beantworten. Nur dann wird es möglich sein, erfolgreiche Stra­tegien zu entwickeln, um unse­ren Heilberuf für die Zukunft stark zu machen.

Dieser Gastkommentar von Dr. Dorothee Dartsch erschien in der DAZ Nr. 25 v. 20.08.2013

Bildnachweis: © Peggy_Marco | pixabay

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