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OTC-Analgetika: Risiko in der Schwangerschaft

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Der Gebrauch von OTC-Analgetika in der Schwangerschaft ist lt. einer Auswertung der Aberdeen Maternity and Neonatal Databank mit einem höheren Risiko für das ungeborene Kind assoziiert. Die Frage, ob ein Kausalzusammenhang besteht oder ob hinter der Analgetika-Einnahme und dem erhöhten Risiko eine andere, gemeinsame Ursache steckt, kann eine solche Auswertung allerdings nicht beantworten.

Die Datenauswertung umfasst 151.141 zwischen 1985 und 2015 dokumentierte Schwangerschaften und wurde bei der Tagung der European Society of Human Reproduction and Embryology als Posterbeitrag präsentiert.

Insgesamt verwendeten 29% der Frauen während der Schwangerschaft OTC-Analgetika (Paracetamol, ASS, Diclofenac, Naproxen, Ibuprofen) einzeln oder in Kombination. Über die letzten sieben Jahre der Studie nahm dieser Anteil allerdings auf 60% zu. Wurden diese Analgetika eingenommen, stiegen folgende Risiken an:

  • Neuralrohrdefekt: adjustiertes Odds Ratio (aOR) 1,64 (95% Konfidenzintervall 1,08-2,47)
  • Aufnahme auf Neugeborenenstation: aOR 1,57 (1,51-1,64)
  • Neonataler Tod: 1,56 (1,27-1,93)
  • Frühgeburt: aOR 1,50 (1,43-1,58)
  • APGAR-Score<7 n. 5min: aOR 1,48 (1,35-1,62)
  • Totgeburt: aOR 1,33 (1,15-1,54)
  • Geburtsgewicht <2500g: aOR 1,28 (1,20-1,37)
  • Hypospadie (nur männl. Kinder): aOR 1,27 (1,05-1,54)
  • APGAR-Score<7 n. 1min: aOR 1,18 (1,13-1,23)
  • Geburtsgewicht >4000g: 1,09 (1,05-1,13)

Der Gebrauch von Paracetamol allein war nicht mit einem erhöhten Risiko für diese Vorkommnisse assoziiert. Die Rate an Totgeburten unter Diclofenac allein war reduziert (aOR 0,59; 0,41-0,87).

Die Angaben zum Analgetika-Gebrauch waren selbst-berichtet und enthielten keine Details zur Häufigkeit und Dosierung. Der Beobachtungszeitraum umfasste nur die Neugeborenen-Periode, so dass Langzeitfolgen hier nicht berichtet werden. Andererseits ist dies nach Aussage der Autor*innen eine der umfassendsten Studien zur Auswirkung von Analgetika in der Schwangerschaft.

Ihre Schlussfolgerung: Das erhöhte Risiko der Anwendung von OTC-Analgetika in der Schwangerschaft verlangt eine besonders sorgfältige Beratung in dieser Situation.

Da es sich um frei verkäufliche Präparate handelt, muss diese vor allem in den Apotheken erfolgen.

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Quelle:

A. Zafeiri et al.: Maternal over-the-counter analgesics use during pregnancy and adverse perinatal outcomes: cohort study of 151,141 singleton pregnancies. Abstract P-732, 37th Virtual Annual Meeting of the European Society of Human Reproduction and Embryology.

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