Welche Werte sollen nach der aktuellen Dyslipidämie-Leitlinie [1] wann bestimmt werden, wenn Patienten eine lipidsenkende Therapie erhalten? Nein – die Nierenwerte sind in diesem Fall nicht so sehr von Interesse…
Vor Therapiebeginn:
- Lipide, Alanin-Aminotransferase (ALT), Kreatinkinase (CK)
Etwa 8 Wochen nach Therapiebeginn oder einer potenziell kritischen Therapieänderung:
- Lipide, ALT
Spätere Routinemessungen:
- Lipide: jährlich
Indikationen für zusätzliche Messungen:
- Anzeichen für Lebererkrankungen oder zusätzliche Fibrattherapie: ALT
- Myalgie: CK
- Statine in hoher Dosis oder ältere Patienten mit Risiko für Glucoseintoleranz: HbA1c, Glucose (regelmäßig)
Reaktion auf erhöhte ALT-Werte:
- Weniger als auf das 3-fache des oberen Referenzwertes erhöht (< 3x upper limit of normal, ULN): Therapie fortsetzen, erneute Kontrolle in 4-6 Wochen
- ≥ 3x ULN: lipidsenkende Therapie stoppen oder Dosis reduzieren, erneute Kontrolle in 4-6 Wochen. Falls Werte normalisiert, kann die lipidsenkende Therapie vorsichtig wieder begonnen werden. Falls Werte weiterhin erhöht, nach anderen Ursachen suchen.
Reaktion auf erhöhte CK-Werte:
- < 4x ULN: Therapie fortsetzen, sofern keine Symptome (typischerweise v.a. symmetrische Schmerzen der proximalen Extremitäten, d.h. Hüftbeuger / Oberschenkel oder Schultergürtel, binnen 4 Wochen nach Therapiebeginn oder Dosiserhöhung, s. Algorithmus in [2]) auftreten. Bei Auftreten von Symptomen, diese und CK-Werte engmaschig verfolgen. Bei Persistenz der Symptome, Statin pausieren, erneute Überprüfung nach 6 Wochen, bei weiterhin zwingender Indikation dasselbe oder ein anderes Statin langsam aufdosieren, ggf. in Kombinationstherapie.
- ≥ 4x ULN: Falls die Erhöhung unter 10x ULN liegt und keine Symptome auftreten, Therapie weiterführen und CK im Abstand von 2-6 Wochen erneut messen (Erhöhungen können auch andere Ursachen, z.B. starke Anstrengung oder Muskeltrauma, haben). Falls Symptome auftreten oder die Erhöhung 10x ULN oder mehr beträgt, Therapie stoppen, Nierenfunktion prüfen, CK bis zur Normalisierung alle 2 Wochen bestimmen. Bei weiterhin zwingender Indikation dasselbe oder ein anderes Statin langsam aufdosieren, ggf. in Kombinationstherapie.
Ausgenommen von diesen Empfehlungen und Grund für zusätzliche Messungen sind besondere Fälle, wie z.B. Verdacht auf unerwünschte Wirkungen.
Quellen
[1] 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. Eur Heart J 2020; 41(1):111-188
[2] Laufs U et al.: Behandlungsoptionen bei Statin-assoziierten Muskelbeschwerden. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 748-55
Bildnachweis: © jarun011 / Adobe Stock
Pingback: Newsletter Nr. 01/2020 | Campus Pharmazie
Pingback: Statine trotz Lebererkrankung – geht das gut? - Campus Pharmazie