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© Ron Lach | Pexels

Statine werden häufig verordnet. Sie sind z.T. sehr abhängig von bestimmten Eliminationswegen, tauchen „gefühlt“ in jeder zweiten Interaktionswarnung auf und haben als seltene, aber gefürchtete unerwünschte Wirkung die Schädigung von Muskelzellen. Pharmakokinetische Unterschiede ermöglichen bei Problemen eine Optimierung der Therapie durch Wechsel des Statins.

Wirksamkeit und Dosis

Statine senken die Sterblichkeit und die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die Zieldosis wird nach angestrebter Wirkung auf das LDL-Cholesterol festgelegt, die wiederum vom kardiovaskulären Risiko abhängt (s. Tab.). Vor allem bei älteren Patienten wird oft niedriger begonnen und nach Verträglichkeit auftitriert.

RisikoIntensitätWirkstoffDosis
NiedrigGering (LDL-C-Senkung ca 30%)Simvastatin10 mg
ModeratModerat (LDL-C-Senkung ca 30-50%)Atorvastatin
Rosuvastatin
Simvastatin
10-20 mg
5-10 mg
20-40 mg
HochHoch (LDL-C-Senkung ca 50%)Atorvastatin
Rosuvastatin
40-80 mg
20-40 mg
Sehr hochHoch (LDL-C-Senkung ca 50%)Atorvastatin
Rosuvastatin
40-80 mg
20-40 mg
Tabelle: Wahl von Wirkstoff und Dosis nach kardiovaskulärem Risiko

Anforderungen an die Einnahme

Da die Cholesterolsynthese in der Leber nachts am aktivsten ist, wirken Statine in der Nacht am stärksten. Simvastatin, mit einer Halbwertszeit von weniger als 5 Stunden, sollte daher am Abend eingenommen werden. Bei Atorva- und Rosuvastatin mit Halbwertszeiten von 14 und 19 Stunden, spielt die Zeit der Einnahme keine Rolle – ein Vorteil, wenn die Einnahme am Abend häufig vergessen wird.

Eliminationswege

In der Elimination von Simva- und Atorvastatin spielt CYP 3A4 eine wichtige Rolle. Atorvastatin ist zudem ein Substrat von p-Glykoprotein (pGp). Rosuvastatin dagegen wird nur zu einem irrelevanten Anteil über 2C9 metabolisiert, der größte Teil verlässt den Körper unverändert über den biliären Weg (Galle/Darm/Faezes). Damit ist Rosuvastatin nicht von CYP 3A4-Modulatoren in der weiteren Medikation betroffen.

Verträglichkeit

Muskelbeschwerden, die ursächlich auf das Statin zurückzuführen sind, kommen bei einem von 100 Patienten unter moderat intensiver Therapie im ersten Behandlungsjahr vor, Studien weisen aber auf einen ausgeprägten Noceboeffekt hin, so dass mehr als einer von 100 Patienten über Muskelsymptome klagt. Auch Leberwerte können unter Statintherapie ansteigen. Wenn Beschwerden auftreten und die Indikation für ein Statin besteht, sollte auf ein anderes Statin in niedriger Dosis gewechselt werden.

Bei jeder Intensivierung, sprich: Dosiserhöhung, muss der erwartete Nutzen gegen das Risiko neu auftretender Beschwerden abgewogen werden, die zum Therapieabbruch und zu künftigen Widerständen gegen die Einnahme eines Statins führen.

Verordnungsvorgaben

Im Medikationskatalog der KBV für Fettstoffwechselstörungen sind Simva- und Atorvastatin als „Standard“, Rosuvastatin dagegen als „Reserve“ eingeordnet. Für den überwiegenden Anteil der (GKV-)Patienten sollen primär die Standards verordnet werden. Reserve-Wirkstoffe sind „relevanten“ Patientengruppen vorbehalten, für die Standardwirkstoffe weniger gut geeignet sind.

Fazit

Bei Problemen mit einem Statin lohnt oft ein Wechsel auf einen anderen Wirkstoff dieser Familie. Rosuvastatin geht am wenigsten Interaktionen ein. Für seinen Einsatz braucht es aber einen konkreten Grund. Allein das Vorhandensein einer bislang komplikationsfrei vertragenen Interaktion ist nicht unbedingt hinreichend. Pharmakokinetische oder andere Anhaltspunkte für ein höheres Komplikationsrisiko der Standard-Statine dagegen u.U. schon.

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Quellen

AkdÄ-Leitfaden „Medikamentöse Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse“ 1. Aufl., Juli 2023.

DGK Pocket Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien“ 2. überarb. Aufl. 2019. Borm Brückmeier Verlag GmbH.

Visseren FLJ et al.: 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: Developed by the Task Force for cardiovascular disease prevention in clinical practice with representatives of the European Society of Cardiology and 12 medical societies With the special contribution of the European Association of Preventive Cardiology (EAPC), European Heart Journal 2021: 42(34): 3227–3337.

KBV-Medikationskatalog „Fettstoffwechselstörungen“ 2023.

(Letzter Zugriff: 28.07.2023)

Bildquelle: © Ron Lach | Pexels

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